Nach den ersten Tauchtagen vom Strand aus auf Grand Turk, haben wir die zweite Woche auf einem „Liveaboard“ verbracht. Eine Woche lang hardcore diving, dh. 5 Tauchgänge pro Tag!
Am 27.12. verließen wir Grand Turk mit dem Flieger. Der Airport nahm uns bei der Rückreise pro Koffer $25 ab – obwohl wir bei der Hinreise nichts zahlen mussten. Nach der Ankunft auf Provencidiales („Provo“) wurden wir von Kelly in Uniform empfangen und auf die Turks and Caicos Aggressor II gebracht. Leider kann sich die Aggressor kein Taxiboot leisten, daher kamen wir, nach der Anreise im Aggressor angehörigen Schlauch-Beiboot, total durchnässt beim Schiff an und wurden in der Airconditioning gleich mal runtergekühlt. (Anmerkung: Vielleicht liegt es an unserer Herkunft, aber wir kommen mit der Klimaanlage generell nicht zurecht. Es ist uns VIEL zu kalt im Salon, in den Zimmern haben wir die Lüftung zukleben lassen.)
Das Schiff
Wir haben zwei Kabinen gegenüber mit jeweils einem Doppelbett und einem Einzelbett als Stockbett darüber. Wir mussten sehr lachen, als Bini und ich die Oldies gefragt haben, wer bei ihnen oben schläft…… :D Im Zimmer gibt es jeweils ein eigenes Bad und am Abend wird das Bett gemacht und als Betthupferl eine Schokolade hinterlassen.
Der Rest des Bootes ist für Taucher sehr gut durchdacht und angenehm eingerichtet. Im besonderen: eine große Badeplattform, von der man zum Tauchen geht, und was viele Schiffe nicht schaffen – eine schräge Stiege, die aus dem Wasser führt! Sehr angenehm zum Aussteigen mit dem Tauchgerät am Rücken! Jeder Taucher hat seinen eigenen Locker und bekommt die ganze Woche einen Tank mit einer Ziffer, dh. man stellt seine Flasche nach dem Tauchen an seinem Platz ab und dort wird sie wieder gefüllt.
Für uns erscheint es sinnvoll hier mit Nitrox zu tauchen: immerhin könnte man jeden Tag maximal fünf Mal tauchen gehen und diese fünf Tauchgänge sind immer mind. 20 m tief. Für die Nitroxtanks muss man $100 extra zahlen, aber das war es uns nach einigen Diskussionen dann doch wert.
Das Motto der Fleet lautet „Eat, Sleep and Dive“ und das stimmt. Unser Tagesablauf:
- Um 6:00 Uhr wird an der Zimmertür geklopft- wenn man möchte mit einem Getränk, dass vor der Türe abgestellt wird (Kaffee, Tee, Kakao, Saft)
- Es startet um 06:30 Uhr mit einem Continental Breakfast (Toast, Müsli, Kaffee, Tee).
- Um 07:00 Uhr ertönt die Taucherglocke – Briefing, 1. Tauchgang.
- „Hot Breakfast“ gibt es nach dem Tauchgang. Zb. Pancakes, French Toasts, Eier wie man sie mag, Bacon, Sausage, …
- 2. Tauchgang ist um 09:00 Uhr am selben Platz.
- Nach dem Tauchgang gibt es einen süßen Snack, zb. Cookies oder Muffins.
- 3. Tauchgang ist um 11:30 Uhr. 2. Briefing. Neuer Tauchplatz.
- Lunch startet um 13:30 Uhr mit einer Suppe, danach gibt es ein Buffet, zb. Mexican mit Tacos.
- Um 15:00 Uhr beginnt der 4. Tauchgang am selben Platz wie zuvor.
- Nach dem Tauchgang gibt es einen „savory snack“, zb. Sandwiches oder Nachos mit Bohnencreme.
- Der Nachttauchgang beginnt um 18:00 Uhr und ist der letzte des Tages und auch wieder am selben Platz wie der erste Nachmittagstauchgang.
- Heiße Schokolade mit Marshmallows und Bailey’s wird zum aufwärmen angeboten
- Dinner wird serviert und beginnt um 19:30 Uhr. Es gibt Salat oder Caprese als Vorspeise und danach zb. Mahi Mahi.
- Nach jedem Tauchgang bekommt man ein gewärmtes Handtuch um die Schultern gelegt
Auszüge aus unserem Logbuch
Auf der Aggressor wird direkt vom „großen Schiff“ aus getaucht, dh. es gibt keine Dingis und es gibt auch keine Tauchergruppen. Das wiederum heißt, dass wirklich alle 18 Taucher auf einmal hineinspringen und gemeinsam unterwegs sind. Bei den Tauchgängen ist mind. ein Guide und meistens entweder ein Fotograf oder Videofilmer mit dabei. Man kann die Tauchgänge aber auch vollkommen auf sich allein gestellt (mit Buddy natürlich!) machen.
Eel Garden
Es verlassen zu viele Leute gleichzeitig das Schiff zum Tauchen, nämlich ALLE auf einmal. Dh. 18 Taucher + 1-2 Guides gehen vom Schiff aus tauchen. Mir ist das zu viel Gewusel! In der Wand finden wir vier große Langusten in einer gemeinsamen Höhle. Ich entdecke eine riesige Muräne und mit Bini eine kleine gepunktete. Unter dem Schiff ist ein riesiger Barrakuda beim Safety Stopp dabei.
Beim 2. TG in Eel Garden gelang es uns den Rest der Gruppe loszuwerden, indem wir in die andere Richtung schwammen (der Vorteil wenn es kaum/keine Strömung gibt). Wir entdecken jede Menge riesige Krabben, die wahrscheinlich den Fischern von „Der tödlichste Job Alaskas“ gefallen hätten. :) EIne Krabbe wohnt mit einer Languste in der Höhle! Auf dem Sandboden unter dem Schiff sind kleine Stachelrochen, die bereits von den Oldies bei TG1 entdeckt wurden. Unser Boots-Barrakuda kommt bei den Safety Stopps ganz schön nahe!
The Dome – North West Point
Mir kommt unter dem Wasser alles anders als bei dem Briefing vor. :( Sehen in der Ferne einen Hai, schwimmen mit 18 anderen Tauchern durch einen engen Schornstein – HILFE! Danach geht es zu einer verfallenen Kuppel einer „Survivor“-Fernsehshow. In der Kuppel ist ein superschöner Fischschwarm (Yellow Tail Snapper).
Nachtauchgang mit Black Light (UV-Licht)
Bini und ich wagen den spooky Tauchgang ohne Oldies. Sie bekommt an die Hand die UV-Lampe und muss mich führen (ich häng mich bei ihrem Jacket ein, damit sie ihre linke Hand frei hat). Auf unsere Masken bekommen wir einen gelben Schutz drüber geschnallt, um die Augen nicht zu gefährden. Unser Guide – Rob – führt uns durch die Dunkelheit und zeigt uns die fluoriszierenden Korallen und Tiere, die bei Tages- bzw. Gelblicht so anders ausschauen. Schon sehr beeindrucken, aber auch spooky – man fühlt sich wie bei einem Höhlentauchgang! Eine super Erfahrung!
Brandy Wine – West Caicos
Der erste Tauchgang in der Früh ist mmer … verzeiht … arschkalt! Sehen aber eine große Schildkröte, die sich von den Tauchern nicht belästigen lässt und erst nach langer Zeit mit Gelassenheit wegschwimmt. Außerdem sehen wir im Blauwasser zwei karibische Riffhaie.
Mein Ohr ist schon am zweiten Tag quasi kaputt. Deshalb lasse ich den Großteil der Tauchgänge aus. Bini hat aber das Ziel, alle Tauchgänge zu machen, um die Iron Medaille der Fleet zu bekommen. Challenge accepted!
Beim zweiten Tauchgang verläuft es ähnlich, allerdings ohne Schildkröte, dafür mit einer kleinen Nudibranch Longhorn austraolis.
Driveway – West Caicos
Bini macht in der Woche den Schein „SSI Advanced Adventurer“ und hatte dafür ihren ersten „Kurstauchgang“ für Navigation. Beim 2. Tauchgang bin ich auch wieder dabei und wir sind am meisten von den Jaw Fish beigeistert (Bini sagt „Unterwassermaulwurf“, Papa sagt „Spring aus dem Loch“ und ich sag „kleine Geister“). Außerdem gab es Geisterkrabben, eine große Muräne und Stachelrochen, die den Sandboden staubsaugen.
Nachttauchgang – Driveway (Bini und Mama)
Eagle ray, eagle ray, eagle ray! Bini entdeckt hinter Mama direkt einen Adlerrochen! Verschwindet allerdings recht flott – wird spannend ob es tatsächlich Beweisaufnahmen auf Video gibt. ;)
Rock’n’Roll
Am – angeblichen – Lieblingstauchplatz von Elvis Presley himself wurde ein Köder für die Haie ausgelegt. Bei zwei Tauchgängen dasselbe Spektakel: kreisende karibische Riffhaie, die ganz zum Schluss an die Fischerl kamen und binnen Sekunden ihre „Beute“ verspeist hatten. Ich fühle mich sehr mutig, weil ich mit Papa in der „ersten Reihe“ war. :D
G-Spot
Es gab eine kleine Buddy-Krise weil niemand auf Binis Klopfen reagiert. Sie ist beleidigt und nur eine dicke Gruppenumarmung an Board kann es wieder gut machen.
Der Divespot hat an der Wall viele schwarze Gorgonien und sieht aus wie ein kleiner Unterwasserwald. Karibische Riffhaie passieren gemütlich das stark belebte Riff. Das Highlight kommt am Schluss: während des Safety Stopps zischt ein Adlerrochen bei uns vorbei. Ich hab die Kamera in der Hand und düse nach!
Wir tauchen ins neue Jahr!
Bini und ich haben mit ein paar anderen ein Mitternachtstaucherl gemacht. 10 Minuten vor 12 sind wir am 31.1.2014 abgetaucht und 10 Minuten nach 12 sind wir am 1.1.2015 wieder aufgetaucht. <3 Unter Wasser hat sie mir als Glücksbringer ein kleines Herz überreicht und über Wasser haben wir dann gemeinsam mit Mama angestoßen. Frohes Neues Jahr!
Gullies mit einem Goliath Grouper
In einer langen Höhle versteckt sich ein Goliath Grouper* – den letzten haben wir 2004 in Australien zu Gesicht bekommen! Mama werkelt wie ein Minenarbeiter, um ihn aus seinem Versteck zu locken – das ist fast lustiger mit anzusehen, als der Grouper – das riesige Ungetüm – selbst.
* Largest fish observed on the reefs (4-6 ft, max 8 ft)Reef fish identification – Paul Humann & Ned Deloach
Black Forest
Die zwei letzten Tauchgänge haben wir an einem total dunklen Teil der Wand. Es sieht sehr gespenstisch aus! Dabei gibt es auch einen innerfamilären Disput, der in einem kleinen Raufhandel geendet ist. :O Aber zurück an Board konnte alles ausdiskutiert werden.
Ein Highlight am Schluss
Am letzten Abend gab es eine kleine Party mit dem Highlight der Woche: Bini wurde ein Reef Ambassador (sie hatte die Woche über einen Kurs belegt) und noch viel beeindruckender: sie wurde tatsächlich auch Iron Diver. Das bedeutet, sie hat ihren Plan geschafft und wirklich alle möglichen Tauchgänge in der Woche gemacht. Brava!
Zusammenfassung
Es war – wie schon bei unserer ersten Aggressor Erfahrung auf Cocos – wieder eine tolle Woche an Board. Die Crew ist toll, das Essen fantastisch (nur viel zu viel!) und die Tauchspots waren auch gut. Nur eventuell mit zu vielen Tauchern an einem Fleck, aber dem kann man ja entgehen indem man in die andere Richtung schwimmt, sofern es keine Strömung gibt (und die gab es quasi nie).